Sommerfrische Stahlnhof
Der Stahlnhof war aufgrund seiner einmaligen Lage am Fuße des Horner Berges (579m) und neben dem Felsen Alt-Elbogen direkt am Egerknie (Biegung der Eger nach Nordosten), ein beliebtes Ausflugsziel von Sommerfrischlern. Der Begriff Sommerfrische war vor allem im 19. Jahrhundert sehr verbreitet und bezeichnete den „Erholungsaufenthalt der Städter auf dem Lande zur Sommerzeit“ oder „Landlust der Städter im Sommer“ (lt. Wörterbuch der Brüder Grimm).
Die weltberühmte Kurstadt Karlsbad befand sich nur 5 Kilometer entfernt. Zu einer erfolgreichen Kur verschrieben die Kurärzte (Balneologen) neben den Anwendungen mit Sprudel auch immer Spaziergänge in der Natur. Das nahegelegene Aich an der Eger hatte landschaftskundlich-, geologisch-, botanisch- oder kulturinteressierten Gästen viel zu bieten. Zu den berühmtesten Gästen gehörten zweifelsohne Johann Wolfgang von Goethe und Theodor Körner, die von hier aus das Egertal durchwanderten.
Aich war umgeben von Wäldern und besaß ab 1897/98 auch einen Bahnhof (Eisenbahnlinie Karlsbad-Marienbad). Die Gäste reisten dann nicht nur mit Fiakern an, sondern auch per Bahn, was dem Ort einen großen Aufschwung gab.
„Das obere Egertal zeigt zwischen Aich und Elbogen, wo die Talwände des Kaiserwaldes und des gegenüberliegenden, basaltischen Hornerberges nahe aneinder treten und der Fluss zwischen felsigen Steilwänden, welche herrliche Laub- und Nadelwälder tragen, dahin zieht, einige der schönsten Talpartien in Karlsbads Umgebung.“
Karl Schöttner
Wanderung von Aich nach Elbogen über den Hornerberg
Karl Schöttner beschreibt in seinem „Führer durch die nähere und weitere Umgebung von Karlsbad“ von 1910 auf Seite 64 die folgende Wanderung von Aich nach Elbogen über den Hornerberg und „die freundliche Gastwirtschaft Stahlenhof“:
Wanderroute Aich-Hornerberg-Elbogen Wanderkarte 1910
Rast und Einkehr
Viele angereiste Kurgäste und Sommerfrischler kehrten nach und während ihrer Spaziergänge gerne in den Stahlnhof ein, der erstmals 1874 schriftliche Erwähnung auch als Restaurationsbetrieb findet. (Zuvor war er nur als landwirtschaftlicher Betrieb unter dem Namen Hornsberg-Hof genutzt worden. Siehe auch die Geschichte des Stahlnhofs.)
Die Familie Schmidt, die ab 1896 Besitzer des „Café und Restaurant Stahlnhof“ waren, boten ihren Gästen Erfrischungen, Kaffee und Kuchen, große und kleine Mahlzeiten an. Die Kinder aus dem Dorf und aus der Stadt liebten allesamt die frische Milch vom Bauernhof zusammen mit Hausmannsbrot, selbstgemachter Butter und eigenem Honig. Die Damen tranken gerne einen frischgebrühten Kaffee und die Herren ein kühles Aicher Bier. Zur abendlichen Stärkung reichte man dazu gerne ein zünftiges Rührei mit Speck. Bei den Kurgästen waren stets Karlsbader Backwaren beliebt.
Es gab fangfrische Forellen aus der Eger und Wild aus dem eigenen Wald. Der zur Gastwirtschaft gehörende Bauernhof versorgte die Küche mit saisonalen Produkten aus eigenem Anbau. Große Gesellschaften buchten ihren Tisch und ihr Mahl bereits Tage im voraus.
Im Stahlnhof trafen sich stets eine illustre Schar von Gästen. Es waren Leute aus dem Dorf, die nach getaner Arbeit gerne noch ein Bier tranken, Studenten aus dem nahegelegenen Karlsbad, die sich in froher Runde trafen, Kurgäste aus Karlsbad und Ausflügler der nahen Umgebung. Alle liebten die ungezwungene Atmosphäre. Die Kinder konnten auf dem Gelände spielen, während die Eltern entspannten. So manch ein Pärchen fand und traf sich dort und wurde heimlich küssend auf einem romantischem Waldweg gesichtet.
Man konnte vom Restaurant am Hans-Heiling eine vergnügliche Kahnfahrt auf der Eger stromabwärts zum Gasthof Stahlnhof unternehmen. Die Familie Schmidt stellte Boote dazu zur Verfügung und sorgte für den Rücktransport.
Ansichtskarten
Als Erinnerung an die Einkehr schrieb man gerne eine Ansichtskarte an die Daheimgebliebenen. Hier einige Exemplare, die von der Familie in Druckauftrag gegeben wurden:
Und als Erinnerung an die Kahnfahrt zwischen dem Restaurant am Hans Heiling und dem Restaurant Stahlnhof konnte man sich auch folgende Ansichtskarten kaufen:
Ausflugsziele der Umgebung
Der Stahlnhof war Ausgangspunkt für die folgenden Unternehmungen in der Umgebung:
- Hans-Heiling-Felsen
- Burg Elbogen
- Burg Aich
- Taschwitzer Wallburganlage
- Venezianer Stollen
- Porzellanfabriken
- Schlaggenwalder Steig (Zinn, Porzellan 1851)
- Aberg und Tafelberg
- Karlsbad