Der Stahlnhof wurde vor seiner teilweisen Nutzung als Gasthof (ab ca. 1874) auch Hornsberg-Hof genannt.
Erster urkundlicher Eintrag
Der erste schriftliche Eintrag zu diesem Hof findet sich im Elbogener Urbar von 1525. Dort wird ein Weg über den „Hering unterm Hornsberge“ beschrieben. Dadurch wird belegt, dass 1525 ein Bauernhof zwischen Schmalenhof und Taschwitz stand, der von einem Bauern namens Hering bewirtschaftet wurde. Ein (verwandter) Bauer Hering wird zeitgleich in Aich erwähnt.
Verschiedene Namen des Stahlnhofs
In allen urkundlichen Quellen (z. B. der Matrik des zuständigen Pfarramtes Zettlitz seit 1560, im Elbogener Höfeverzeichnis von 1581, im Untertanenverzeichnis von 1561, der Steuerrolle von 1654, dem Theresianischem Kataster von 1713, in den Grundbüchern von Horn, Janessen und Taschwitz) wurde dieser Hof fast immer Unterm Hornsberg oder Hornsberg genannt. Seltener nannte man ihn vom Hornerbergl oder Hornsbergl. Sein Besitzer wurde zumeist der Hornsbauer genannt.
Erst ab ca. 1874 nutzte man einen Teil des Bauernhofes als Gastwirtschaft. Zu dieser Zeit muss sich auch der Name des Hofes in Stahlnhof geändert haben. Es wird vermutet, dass man sich von dem Ort Horn und den dortigen Höfen distanzieren und Verwechslungen vermeiden wollte.
Der Legende nach soll der Hof und/oder die Ländereien früher einem Ritter von Stahl gehört haben. Das konnte noch nicht belegt werden. Aus frühen Urkunden geht jedoch hervor, dass 1583 der Inhaber des Hornsberg-Hofes Mathes Pleyer war, der auch „Stahl“ genannt wurde. Mathes hat seinen Beinamen wohl aus seinem vorherigen Wohnort oder durch Heirat mitgebracht oder bekommen. Nachforschungen haben ergeben, dass 1654 eine Familie Stahlen in Silbergrün lebte. Sie ist die einzigste Familie mit diesem Nachnamen, die sich im ganzen Erzgebirge finden ließ. In und um Silbergrün lebten auch Mitglieder der Familie Pleyer. Eine Heirat Pleyer-Stahl(en) konnte man leider nicht ausfindig machen, da die Pfarr- und Grundbücher dort nicht so weit zurückreichten.
Geographische Lage und politische Zugehörigkeit
Der Stahlnhof lag im westlichen Böhmen, südwestlich von Karlsbad, im schönen Egertal, neben Taschwitz und gegenüber von Aich.
Auf der nachfolgenden Karte sieht man den als Hornersbauer bezeichneten Hof am Fuße des Horner Berges liegen, direkt links am sogenannten Eger-Knie, wie man die Stelle nennt, an der der Fluß Eger einen ungefähr rechtwinkligen Knick nach Nord-Osten macht.
Der Stahlnhof bzw. Hornsberghof gehörte in seinen Anfängen zum Königreich Böhmen (1198-1918). Böhmen war formal Bestandteil des Heiligen Römischen Reichs (Deutscher Nation). Seit 1527 gehörte das Königreich Böhmen zum Reich der Habsburger. Nach 1918 war es als Země česká (Land Böhmen) eines der vier Länder der Tschechoslovakei. Böhmen hörte nach 1948 als eigenständige Gebietskörperschaft auf zu existieren. Mit den Gebietsreformen von 1960 bzw. 2000 entstanden auf dem Gebiet des historischen Böhmens diverse Kreise. Doubí (Aich) wurde dem Karlovarský kraj (Kreis Karlsbad) zugeordnet.
1961 wurde Tašovice (Taschwitz) zum Ortsteil von Doubí (Aich), das bis heute ein Ortsteil der Stadt Karlovy Vary (Karlsbad) im Okres Karlovy Vary, Tschechien, ist. Lesen Sie hier die separate Geschichte von Aich im Egertal, dem Heimatort des Stahlnhofs.
Seine Besitzer
Der erste bekannte Besitzer war Bauer Hering aus dem Jahre 1525. Danach …
Familie Pleyer
Nach dem Tod von Mathes Pleyer „Stahl“ um 1594 übernahm sein gleichnamiger Sohn Mathes die Nachfolge. 1654 war der Hornsberg-Hof ein Dreiviertelhof mit einer beachtlichen Fläche von 18 Tagwerken (9 ha Feld und Wiesen) und gehörte zum Dorf Taschwitz. Mathes jr. hatte sechs Kinder. Sein Sohn Johann (geb. 03.11.1651) übernahm den Hof später, der zu diesem Zeitpunkt „Unterm Hornsberg“ genannt wurde. Der nächste Pleyer-Erbe ist leider nicht mit seinem Vornamen erfasst worden. Der Hof wurde zu dieser Zeit nur als Hof Nr. 12 in x geführt. Doch sein Nachfolger widerrum war namentlich bekannt. Es war der 1759 geborene Karl Pleyer. 1799 zeigt die Elbogener Grenzkarte eine gute Skizze der Gebäude des Hofes neben dem Felsen Alt-Elbogen. Die Gebäude sind als fünf Rechtecke neben dem Feld dargestellt. Man sieht ebenfalls den „Stahler Keller“ (Stolleneingang) eingetragen, den der Volksmund jedoch bevorzugt „Venezianer Keller“ nannte. Der nächste Erbe des Hofes war Johann Josef Pleyer, geboren 1781. Er hatte sechs Kinder, von denen vermutlich nur sein 1834 geborener Sohn Adam überlebt hat. Dieser war der letzte bekannte Pleyer auf dem Hornsberg-Hof. Die Familie Pleyer hat ihren Hof also über acht Generationen bewirtschaftet.
Intermezzo
Am 22.11.1879 wurde der gesamte Hof an einen Vincenz Graf Bobrowsky von Bobrowka verkauft. Die Umstände, die zum Verkauf führten sind genauso wenig bekannt, wie die Herkunft des neuen (dubiosen) Besitzers. Bereits zwei Jahre später ging der Hof an Rudolf Meyerhöfer über, der diesen dann am 24.12.1896 an Ottomar Schmidt veräußerte. Der Besitz wechselte noch einmal kurz zu Gustav Göttl und nach dessen Konkurs zu Ottomar Schmidt zurück.
Familie Schmidt
Seit 1896 (mit kurzer Unterbrechung, siehe oben) ist der Hof in Besitz von Ottomar Schmidt. Dieser teilte 1918, noch zu seiner Lebzeit, das nun „Stahlnhof“ genannte Anwesen zwischen seinen beiden Söhnen Emil und Otto auf. Emil bekam die Gastwirtschaft und Otto die Landwirtschaft. Laut mündlicher Überlieferung wurde die Gastwirtschaft von Emil zeitweise verpachtet. Emil Schmidt verstarb krankheitsbedingt bereits 1946.
Anmerkung: Es gibt Grundbucheintragungen von 1934 und 1936, die das Einteilen des Landes in Parzellen vorsieht, um es für einen (teilweisen) Verkauf vorzubereiten. Der letzte Urkundenvermerk dazu stammt vom 05.04.1940. Es wird noch geprüft, ob es tatsächlich vor Kriegsende noch zu Verkäufen kam.
1946, nach dem zweiten Weltkrieg, wurde die komplette Familie Schmidt enteignet und vertrieben. Der Hof mit allen seinen Gebäuden und seinen Ländereien ging damit an den tschechoslovakischen Staat über.
Der Besitzerfamilie Schmidt und all ihren Familienmitgliedern haben wir eine eigene Seite gewidmet. Lesen Sie hier „Die Geschichte der Familie Schmidt“ vom Stahlnhof.
Neuzeit
In nur wenigen Jahren verfiel der historische Stahlnhof und wurde in den 70er (?) Jahren endgültig und komplett abgerissen. Auf dem ehemaligen Land des Hofes steht heute eine Ferien- und Wochenendhaussiedlung namens Stahlův Dvůr.
An den historischen Stahlnhof erinnert nur noch ein alter Fels auf dem Weg zum ehemals beliebten Ausflugslokal, auf dem ein Hinweis zum „Restaurant Stahlnhof“ angebracht war. Die neuen Bewohner des Ortes hatten nach der Vertreibung der Sudetendeutschen versucht den Text komplett zu entfernen und alle Spuren zu verwischen. Leider gelang es ihnen nicht vollständig. So können wir heute noch wehmütig ein Stück Geschichte spüren, Erinnerungen an alte Zeiten und eine Heimat der Familie Schmidt, die unwiderbringlich verloren ist.
Streetview Seznam.cz, 2017 Hinweisschild zum Restaurant Stahlnhof, 1991